Pfingsten 2021


Unsere Zinsprognose ist ein Ergebnis interner Diskussionen, in denen wir Zinsprognosen der Großbanken erörtern. Wir geben Ihnen auf dieser Seite unsere Meinung als Anregung für Ihre Überlegungen weiter. Bitte beachten Sie, dass eine Untersuchung aller bisher verwendeten ökonomischen Prognosemodelle ergab, dass kein Model in der Lage war, die konjunkturelle Zukunft vorherzusagen.



Kurswechsel:


Seit März 2020 dreht sich alles um die Bekämpfung der Corona Pandemie. In Europa zeichnet sich bereits eine Herdenimmunität ab - im Laufe des Sommers kehren wir dann in das normale Leben zurück.


Stützung der Nachfrage:


Seit Beginn der Pandemie werden erhebliche Anstrengungen zur Linderung der ökonomischen Auswirkungen unternommen. Unternehmen erhalten Hilfen vom Staat in Form von Darlehen und Zuschüssen, Verbrauchern wurde durch eine dreiprozentige Umsatzsteuerermäßigung mehr Kaufkraft verliehen. Zur Bekämpfung der Pandemie wurden vom Staat erhebliche Aufwendungen eingesetzt. Im Ergebnis trat kein breiter und tiefer Nachfrageeinbruch ein.


Das Corona Hilfsprogramm der EU wird demnächst aktiviert, wodurch die Nachfrage und Investitionstätigkeiten weiter stimuliert werden. Die Anleiheankäufe werden neben den Bankrefinanzierungsprogrammen weiterhin von der EZB vorgenommen und führen zu einem hohen Anstieg der Geldmenge. Die Maßnahmen der EZB bringen einen weiteren Anstieg und die Stabilisierung der Vermögenspreise mit sich.


Die Verbraucher haben durch diese Pandemie keine mit der Finanzkrise vergleichbaren Belastungen erfahren, im Gegenteil, sie konnten ihre Sparerquote ausweiten. Durch die stark gestiegenen Vermögenspreise hat sich die finanzielle Situation vieler Haushalte weiter verbessert. Mit Ende der Pandemie sollte sich der Nachfragestau, der sich bei Verbrauchern aufgrund des Lock Downs gebildet hat, auflösen.


Inflationserwartungen:


Die Inflationsrate und die Erwartungen steigen deutlich, dies hat mehrere Gründe:


  1. Die Energiepreise erhöhen sich und ein Niveau von vor der Pandemie wird wieder erreicht.
  2. Die befristete Umsatzsteuerabsenkung von 3 % ist ausgelaufen.
  3. Die Pandemie sorgt bei der globalen Produktion und Logistik für Störungen. In vielen Branchen fehlen die notwendigen Vorprodukte.
  4. Zum Ablauf der Pandemiebeschränkungen wird eine aufgestaute Nachfrage der Verbraucher erwartet, die dann auf einen von Liefer- und Produktionsengpässen belasteten Markt treffen wird.


Diese Sondereffekte werden zu einem deutlichen Anstieg der Inflationsrate führen - wird dieser Anstieg “nachhaltig“ sein?


Aus Sicht der Notenbanken EZB und FED wohl eher nicht. Ein Ausstieg aus den Anleiheankaufprogrammen wird noch nicht signalisiert. Auch in Bankprognosen sehen wir, dass die Inflationsrate in 2022 wieder deutlich unter 2 % sinken könnten.


Risikoszenario:


Anders als in der Finanzkrise von 2007/2008, in der die Liquidität der Zentralbank das Bankensystem stabilisierte, kommt jetzt die Liquidität bei Verbrauchern und Unternehmen an. Einige Banken stellen sich daher die Frage, wie stark sich diese Liquidität auf das Wachstum und die Inflation auswirken wird. In Risikoszenarien wird angenommen, dass die Notenbank (konkret die FED) „hinter der Kurve“  liegen könnte, d.h. zu spät mit Zinsanhebungen reagiert. Es würde zu einer Überhitzung der Konjunktur kommen und die Notenbank wäre zu einer deutlichen Zinserhöhung gezwungen, was für die Vermögenspreise verheerende Auswirkungen hätte.


Anleihenmarkt:


Anleihen werden zwar weiterhin von Banken ausgegeben, jedoch landen diese nicht auf dem Kapitalmarkt. Sie werden bei der EZB als Sicherheit für TLTRO-III Mittel hinterlegt. Die Inanspruchnahme im Q1/2021 scheint höher als die Kreditvergaben gewesen zu sein - die Liquidität bei Banken könnte somit zugenommen haben.


Zinsen:


Der 3-Monats-Euribor liegt weiterhin bei ca. -0,5 %. Auf Sicht der kommenden eineinhalb Jahre gibt es keine Anzeichen für eine Veränderung dieses Zinssatzes.


Die langfristigen Zinsen sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen und ergaben eine steilere Zinskurve. Die Inflationserwartungen wurden von den Märkten mit eingepreist. So sind die zehnjährigen MID-SWAP-Sätze von -0,31% am 11.12.2020 auf 0,16% am 11.05.2021 gestiegen.


Ein solches Zinsniveau wurde erst zum Jahresende 2021 hin erwartet.


In Marktberichten ist zu erkennen, dass Marktteilnehmer weiterhin versuchen, sich gegen noch weiter steigende Zinsen abzusichern.


In den ausgewerteten Prognosen sehen wir die Zinserwartungen bis zum Jahresende 2021 mit nur wenigen Veränderungen zu den heutigen 10-jährigen MID-SWAP-Sätzen. Das Zinsniveau könnte dann gegebenenfalls wie heute sein – und bis zu 20 Basispunkte höher.


Prognosen, die bis Ende 2022 reichen, gehen von weiteren ca. 20 Basispunkten höheren Zinsen im zehnjährigen Bereich (zehnjährige Bundesanleihen) aus. Dies entspräche dann einem Mid-Swap-Niveau (im 10-jährigen Bereich) von ca. 0,50% bis 0,60 %. Bei den pessimistischeren Prognosen wird von einem deutlicheren Absinken der Inflationsrate in 2022 ausgegangen. Die langfristigen Zinssätze könnten so auf das Niveau von heute zurückfallen.


Empfehlung:


Das heutige Zinsniveau halten wir für sehr attraktiv. Zwar sind die längerfristigen Zinssätze gestiegen, aber die Inflation ist immer noch deutlicher gestiegen - der Realzins ist somit gesunken.


Die Risiken bestehen besonders in der Objektbewertung. Wenn stärkere Zinserhöhungen der Notenbanken die Immobilienpreise einbrechen lassen, sollte für langfristige Kreditzusagen kein LTV-Covenant bestehen. Wenn Ihr Finanzierungspartner auf LTV-Covenants besteht, sollten Sie einen möglichst großen Handlungsspielraum verhandeln.



Berlin, den 25.05.2021

Asger Nielsen

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Manuela Thiel

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