Juni 2022

2022 - das Jahr der Zeitenwende & Zinswende ​​​​​​​


Unsere Zinsprognose ist ein Ergebnis interner Diskussionen, in denen wir Zinsprognosen der Großbanken erörtern. Wir geben Ihnen auf dieser Seite unsere Meinung als Anregung für Ihre Überlegungen weiter. Bitte beachten Sie, dass eine Untersuchung aller bisher verwendeten ökonomischen Prognosemodelle ergab, dass kein Model in der Lage war, die konjunkturelle Zukunft vorherzusagen.


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Bisherige Trends, Kausalitäten und Zusammenhänge verändern sich rasant. Research Abteilungen der Banken bemühen sich immer wieder neue Revisionen der Vorhersage herauszugeben. Die Sprünge in den Vorhersagen sind innerhalb weniger Wochen erheblich. Ohne die genaue Datengrundlage, vor allem den jeweiligen Tag der Erstellung einer Prognose zu kennen, ergibt sich keine unmittelbare Vergleichbarkeit. Kein Institut hat das aktuelle Zinsniveau und die Veränderungsraten vorhergesagt. Auch die aktuellen Vorhersagen sind mit Vorsicht zu betrachten. 2022 ist somit nicht das Glanzjahr der Zinsprognosen.  


Zwei Aspekte werden in den kommenden Monaten wichtig sein:  


  • Wenn die Gasversorgung in Europa im zweiten Halbjahr nicht mehr gesichert ist, könnte die EZB die angenommenen Zinserhöhungen nicht beschließen. Der Zinsanstieg könnte enden oder erst mit einer Verzögerung fortgesetzt werden. 

  • Wenn sich die Inflation im Euroraum auf ein zu hohes Niveau festsetzt. Zum Beispiel, weil die Konjunktur in China und der Welt nach der Pandemie stärker an Fahrt aufnimmt. Dann könnten die Zinsen noch weiter als bisher erwartet steigen. 


In einem Punkt besteht unter den Prognosen Übereinstimmung: In den kommenden 12 Monaten erwartet niemand einen Zinsrückgang.  


Heute, den 20.6.2022, liegt der 10-jährige MID-SWAP bei 2,45%. Dieses Niveau wurde in den von uns ausgewerteten Prognosen nicht erwartet, auch nicht in den kommenden 12 Monaten. Vor einer Woche lag der 10-jährige MID-SWAP sogar über 2,60%. Zinssprüngen von bis zu 35 Basispunkte im Tagesverlauf konnten wir in den vergangenen Wochen beobachten. Ein Institut erwartet jetzt einen MID-SWAP Anstieg (10 Jahre) auf 2,70% in den kommenden 6 Monaten, danach eine Seitwärtsbewegung. Die längeren Zinsbindungen, 20 und 30 Jahre, könnten sich diesem Niveau annähern.  


Aus unserer Sicht besteht ein erhebliches Risiko, dass das Zinsniveau weiter steigt. Die EZB und die schweizerische Notenbank halten große Bestände an Anleihen. Bei einem Abbau dieser Bestände dürften die Zinsen weiter steigen. Noch ist unklar, wann die Notenbanken die Bilanzvolumina reduzieren wollen.  


Die Zinsentwicklung im EURIBOR-Bereich ist durch die letzte Ankündigung der EZB klarer. Der 3-Monats-EURIBOR ist in den letzten Wochen deutlich gestiegen auf circa -0,17%. Im zweiten Quartal 2023 könnte der Zins bei 1,5% liegen und im Laufe von 2023 weiter auf 2,0% steigen.  



Berlin den 20.06.2022 


Autor

Asger Nielsen

Geschäftsführender Gesellschafter


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