Zinsprognose
September 2023
Ausblick 2. Halbjahr 2023
Unsere Zinsprognose ist ein Ergebnis interner Diskussionen, in denen wir Zinsprognosen der Großbanken erörtern. Wir geben Ihnen auf dieser Seite unsere Meinung als Anregung für Ihre Überlegungen weiter. Bitte beachten Sie, dass eine Untersuchung aller bisher verwendeten ökonomischen Prognosemodelle ergab, dass kein Model in der Lage war, die konjunkturelle Zukunft vorherzusagen.
Unsere Anfang des Jahres 2023 abgegebene Zinsprognose mit einem Zielkorridor von 2,50 bis 3,50 % für die 10-jährigen Mid-Swaps hat sich bisher bestätigt. Auch die im Juni festgestellte Verengung der Schwankungsbreite hat sich fortgesetzt. Die Untergrenze ist seitdem auf über 3,0 % gestiegen. Die Obergrenze hat sich weiterhin nicht über 3,30 % bewegt.
Der von uns erwartete Zinsschritt der EZB um 0,25 % auf 4,25 % im Juli ist erfolgt. Zuletzt lag der Leitzins im Juli 2008 auf diesem Niveau und markierte das Ende des seit 2003 andauernden Zinserhöhungszyklus. Es folgte die Finanzkrise mit dem Zusammenbruch von Lehmann im September 2008, die zu einer langanhaltenden Niedrigzinsphase führte und erst Mitte des letzten Jahres endete.
Historisch lagen die Leitzinsen meist über der Inflationsrate. Dieses Muster wurde erst im Jahr 2010 als Folge der Finanzkrise durchbrochen. Die aktuelle deutsche Inflationsrate für Juli 2023 wurde mit 6,2 % ermittelt. Eine ähnlich hohe Inflationsrate gab es zuletzt nach der Wiedervereinigung Anfang der 90er Jahre. Damals lagen die Leitzinsen bei über 8,0 % und die Inflation bei rund 5,0 %.
Vor diesem Hintergrund könnte man vermuten, dass noch etliche weitere Zinserhöhungen zu erwarten sind.
Tatsächlich zeigen die Zinserhöhungen der EZB bereits eine deutliche Wirkung auf die Inflationsentwicklung. Die Inflation in Deutschland sank von ihrem Höchststand von 8,8 % im November 2022 auf nunmehr 6,2 % im Juli 2023. Auf Ebene der EURO-Staaten ist die Entwicklung noch deutlicher. Hier erreichte die Inflation einen Spitzenwert von 10,6 % im Oktober 2022 und sank bis Juli 2023 auf 5,3 %. In den EURO-Ländern Spanien, Luxemburg und Belgien lag die Inflation im Juli 2023 bei rund 2,0 % und damit bereits im Zielbereich der EZB. Auch Griechenland ist mit 3,5 % nicht mehr weit vom Zielwert entfernt.
Nach einer Untersuchung der EZB im Juni 2023 werden für das Gesamtjahr 2023 und die Folgejahre folgende Prognosen erstellt:
- Das BIP wird im Jahr 2023 nur sehr gering wachsen und in den Folgejahren auch nur moderat ansteigen.
- Die Inflation wird im Jahresverlauf weiter zurückgehen und Ende 2023 bei ca. 5,5 % liegen. In den Folgejahren wird sich die Inflation dann wieder dem Zielbereich der EZB von 2,0 % annähern.
Vergleich der jüngsten Prognosen zum Wachstum des realen BIP und zur HVPI-Inflation im Euroraum *
(Veränderung gegen Vorjahr in %)
Da die EZB in ihren eigenen Analysen bereits den Erfolg ihrer Maßnahmen feststellt und die Wirkung der Zinserhöhungen mit einer gewissen Verzögerung eintritt (Beginn der Zinserhöhungen im Juli –Inflationsspitze im Oktober) besteht aus unserer Sicht die begründete Hoffnung, dass ein Ende der Zinserhöhungsschritte bald zu erwarten ist.
Der weiterhin steigende 3-Monats-EURIBOR zeigt, dass der Markt einen weiteren Zinsschritt antizipiert. Der EURIBOR lag in der Regel etwa 0,5 % unter dem Leitzins und liegt aktuell bei etwa 3,8 %. Dies würde einem erwarteten Zinsschritt von 0,25 % entsprechen. Dieser könnte im September erfolgen. Einige Äußerungen der EZB deuten jedoch darauf hin, dass die Notenbanker im September eine Pause einlegen und die finale Zinserhöhung auf Oktober verschieben könnten.
Sobald die EZB entsprechende Signale für ein Ende des Zinserhebungszyklus sendet, erwarten wir eine Seitwärtsbewegung oder sogar einen sehr leichten Rückgang der Finanzierungszinsen zum Jahresende 2023.
Für die Entwicklung des SWAP-Marktes am langen Ende sehen wir bis zum Jahresende weiterhin die Einhaltung des eingangs definierten Zielkorridors zwischen 2,80 % und 3,30 % für 10-jährige Mid-Swaps. Einen Ausbruch über 3,30 % halten wir nur dann für wahrscheinlich, wenn neben dem sehr wahrscheinlichen Zinsschritt im September weitere Schritte angekündigt werden.
Der Finanzierungsmarkt hat sich seit der letzten Einschätzung im Juni nur geringfügig verändert. Allerdings hat die zunächst nur vereinzelt zu beobachtende verstärkte Nachfrage einiger Anbieter nach attraktiven Finanzierungen etwas zugenommen. Wir gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt und damit die Finanzierungsverhandlungen erleichtert werden.
Vor dem Hintergrund, dass sich Anbieter von Immobilienfinanzierungen neu aufstellen und keine wesentlichen Veränderungen am Zinsmarkt zu erwarten sind, sehen wir den Zeitpunkt für die Absicherung Ihrer Finanzierungen als günstig an.
Berlin, den 31.08.2023
Robert Rakau
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