Was passiert gerade?


Vielleicht haben wir erst im Jahr 2022 so richtig verstanden, wie stark wir uns von russischem Öl und Gas abhängig gemacht haben. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat uns vor Augen geführt, dass eine solche Abhängigkeit zu einem unberechenbaren Land nicht mehr eingegangen werden kann. Deshalb werden wir in den kommenden Jahren auch unsere Beziehung zu China grundlegend hinterfragen müssen; zumindest hinsichtlich der militärischen Gefahren, die aus unseren Wirtschaftsbeziehungen zu diesen Ländern erwachsen.


Im Ergebnis bleiben die Energiepreise in den kommenden Jahren hoch und die Lieferkettenstörungen in Bezug auf China gehen in eine neue Phase. Ein Lichtblick am Inflationshorizont ist aufgrund von Energiepreisen und Globalisierungseffekten nicht in Sicht. Wir dürfen auf absehbare Zeit davon ausgehen, dass sich in beiden Ländern keine friedlichen, offenen und demokratischen Gesellschaften entwickeln werden.


Die Auswirkungen der sehr hohen Inflation sind für uns erkennbar. Es kommt zu einem erheblichen Wohlstandsverlust auf allen Seiten, auch in Russland und in China. Zunächst versucht die Politik, bei uns diesen Wohlstandsverlust durch Subventionen abzumildern. Allerdings werden die Verluste durch die Umverteilung und das Aufnehmen von Krediten nur anders verteilt oder in die Zukunft verschoben.


Die EZB wird uns und den Staat durch Zinserhöhungen daran erinnern, dass niemanden vor diesem Wohlstandsverlust verschont bleibt. Es wird zu einer Rezession kommen. Wie lang und wie stark diese ausfallen wird, ist noch offen.


Die Unternehmen müssen reagieren. Die Energiekosten in der Produktion müssen gesenkt werden, entweder durch Innovationen, alternative Energien oder eine Verlagerung der Produktionsorte in Regionen mit niedrigeren Energiekosten. Dies ist notwendig, da die steigenden Energiepreise und die damit verbundenen Zweitrundeneffekte bei anderen Rohstoffen sowie den Löhnen nicht alle gleichzeitig auf die Verkaufspreise umgelegt werden können.


Wenn wir Glück haben, wird diese Krise in einigen Jahren als Katalysator der Energiewende angesehen werden, so wie der Zweite Weltkrieg einen Boom in der Produktion durch Innovationen ausgelöst hat. Doch muss es dazu in den kommenden Jahren gelingen, unsere Wirtschaft aus der Abhängigkeit von fossilen Energien zu befreien. Nur dadurch kann ein Weg zu neuem Wohlstand geebnet werden.


In Bezug auf Investitionen in Immobilien haben wir im Jahr 2022 auf jeden Fall zwei Dinge gelernt:


  • Der mit dem Gebäude verbundene CO2-Ausstoß ist für die Werthaltigkeit der Investition entscheidend. Kreditinstitute fangen an, die Energieausweise kritisch zu prüfen. Wenn wir dies fortscheiben, werden Anstrengungen erforderlich, um die Beleihungsfähigkeit von Gebäuden zu erhalten.


  • 100 € bleiben nicht immer 100 €: Die Inflation erinnert uns – jedenfalls die Älteren unter uns – daran, dass indexierte Mietverträge wichtig sind. Die Indexierung sollte mit Abschluss des Mietvertrages beginnen und nicht erst beim Einzug ins Gebäude.



Berlin, den 14.12.2022

Autor

Asger Nielsen

Geschäftsführender Gesellschafter


asger.nielsen(at)dima-finanzierung.de

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